Genf 1931

Geschichte der
Trachtenfeste

Edelweiss Blume
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Die junge 1926 gegründete Schweizerische Trachtenvereinigung versammelte sich 1929 erstmals zu einem schweizerischen Trachtenfest, welches sich ziemlich bescheiden gab. Kurz darauf sprach man davon, dass die damalige Völkerbundstadt Genf auf 1931 zu einem Eidg. Trachtenfest einladen wollte. Die gesamte Trachtenschweiz freute sich auf das grosse Fest am Genfersee, dann kam die Meldung von der Stadtregierung, man könne die Kosten von Fr. 30‘000.-auf Grund der verschlechterten Wirtschaftslage nicht aufbringen.

Da hatte die Regierung die Rechnung aber offensichtlich ohne ihre Stadtbevölkerung gemacht. Das Murren war gross und ein Witzblatt veröffentlichte eine entsprechende Karrikatur, welche den Schrecken der Trachtenleute zeigte, als sie von der drohenden Absage hörten. Eine Interpellation im Grossen Rat führte zu einem in Windeseile verfügten Gesetz, das es der Republik und dem Kanton Genf erlaubte, das Fest mit einem Beitrag von Fr. 25‘000.-zu unterstützen. Budgetiert waren die Kosten für Reise und Unterkunft für 2000 Trachtenleute. Bald waren jedoch über 3000 Trachtenleute angemeldet und diese trugen einmütig ihren Beitrag aus privaten Mitteln bei. Auf dem Festprogramm standen am Samstag die Reise nach Genf, ein öffentlicher Empfang, der Umzug durch 22 Strassen zum Parc des Eaux-Vives, ein grosses Volksfest und zwei öffentliche Konzerte mit Darbietungen der Trachtengruppen aus der ganzen Schweiz. Am Sonntag folgten der zweite Umzug, das Mittagessen, ein Nachmittags- und ein Abendkonzert. Offensichtlich reisten viele Trachtenleute erst am Montag nach Hause. In der Zeitschrift «Schweizertracht» der STV wurde angemahnt, wie man ans Trachtenfest zu gehen habe: «Die Seidenstrümpfe und die Spangenschühlein mit den hohen Absätzen sollen endgültig ausgemustert werden. Auch gemalte Lippen und Wänglein wünschen wir in Genf, wenn möglich, nicht mehr zu sehen. Wer von Natur her keine Rose mehr ist, soll sich mit seiner Biederkeit und Tugend begnügen. Desgleichen bitten wir, die Puderdosen mit Mass und Ziel zu benützen». Nebst vielen Lobreden gab sich die Leitung der Trachtenvereinigung auch sehr selbstkritisch, bemängelte diversen Kitsch bei den Umzugswagen und störte sich offensichtlich an gemieteten historischen Trachten, die nicht gerne gesehen wurden. Die Trachtenvereinigung wollte als moderne Bewegung wahrgenommen werden und nicht als Hüterin vergangener Modeströmungen. Die Tracht sollte ja zum Alltagskleid der bäurischen Bevölkerung werden. Dieses Ziel vertrug sich schlecht mit Pluderhosen, Perücken und Reifröcken.