Montreux 1934

Geschichte der
Trachtenfeste

Edelweiss Blume
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An der Delegiertenversammlung 1933 in Rorschach wurden die Trachtenleute bereits wieder zu einem Trachtenfest eingeladen und zwar vom Verkehrsverein Montreux. Nach der Anreise war ein erster Umzug, eine Schifffahrt und nach dem Nachtessen Freiluftaufführungen auf dem Marktplatz mit anschliessendem Tanz im Freien und in den grossen Sälen. Am Sonntag fand nach den konfessionell getrennten Gottesdiensten die Delegiertenversammlung der STV statt (um 8 Uhr!!!).

Vor dem Mittagessen fand bereits der zweite Umzug statt. Am Nachmittag gab es nebst den Vorführungen der Trachtengruppen auch einen Jahrmarkt des Heimatwerks. Auch beim zweiten Eidg. Trachtenfest zeigten sich die Organisatoren spendabel. Wer in Tracht reiste bekam von der SBB die einfache Fahrkarte geschenkt. Wer allerdings im Schnellzug reisen wollte, musste ein Billett lösen. Die grosse Festkarte kostete Fr. 12.-. Darin waren Schifffahrt, Verpflegung und Übernachtung inbegriffen. Die Vorführungen der Gruppen wurden neu nicht mehr als buntes Durcheinander organisiert, sondern vom musikalischen Leiter Alfred Stern und vom Theaterspezialisten Oskar Eberle als Jahreszeitenspiel inszeniert. Für die Umzüge wurden schon bald klare Regeln vorgegeben: keine Perücken, keine falschen Bärte und keine angehängten Zöpfe. «Jede Gruppe muss sich bewusst sein, dass sie das Ansehen und die Ehre ihrer Heimat vertritt und dass sie mit strengen Augen gemustert wird». Gelegentlich wurde die Frage gestellt, obes Sinn der Trachtenbewegung sei, von einem Fest zum anderen zu eilen. Wie auch immer, das Trachtenfest war ein grosser Erfolg. Ein Berichterstatter erzählte, dass die Gruppen aus dem Welschland lieber an einer eigenen Konzertveranstaltung auftraten. Er vermutete, dass dies wohl daran liege, dass die welchen Trachtengruppen aus bürgerlichen Kreisen hervorgingen und sie darum nicht zusammen mit den Bauerngruppen aus der Deutschschweiz auf einer Bühne stehen wollten. Die Rechnung für die Tourismusverantwortlichen ging auf, am Sonntagmorgen bildete sich eine Autokolonne von Vevey bis nach Montreux, selbst Bundespräsident Pilet-Golaz blieb stecken! Der Magistrat berichtete dann gleich selber von einem seltenen Ereignis. Er habe einem gabenspendenden Mädchen einen Kuss geben wollen, sie ihm aber, statt mindestens sanft errötend, die Wange hinzuhalten, einen leeren Beerenkratten in die Hand drückte. Und so schliesst der Berichterstatter in der «Schweizertracht»: «Jawohl, im Tösstal gibt es noch Stauffacherinnen, die mit ihren Küssen zu sparen wissen». Kleine Anmerkung zur DV in Montreux: es wurden 32 neue Gruppen aufgenommen -das waren noch Zeiten!